Warum Coca-Cola 2020 11% Umsatz einbüßte...

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Was 2020 passierte...

Die Corona-Pandemie markierte 2020 den Beginn einer globalen Ausnahmesituation. Innerhalb weniger Wochen entwickelte sich ein kollektiver Schockzustand, der nicht nur die Bevölkerung, sondern auch Führungsteams, Vorstände und Berater traf. Parallel entstand eine ökonomische Dynamik, deren Mechanik vielen Entscheidungsträgern entglitt. Eine Dynamik, die 2020 zu einem der folgenreichsten Jahre in der jüngeren Wirtschaftsgeschichte machte.

Vor diesem Hintergrund traf Coca-Cola eine Entscheidung, die aus professioneller Sicht kaum nachvollziehbar ist: Der Konzern reduzierte seine globalen Marketingausgaben um 35 Prozent und verlor in der Folge rund elf Prozent Umsatz. Ein Schritt, der mögliches Wachstum verhinderte und den Wettbewerb stärkte.

Doch wie konnte es dazu kommen?

Die psychologische Makroebene: Warum Menschen in Krisen anders kaufen

Eine der zentralsten, aber am häufigsten unterschätzten Faktoren im Marketing ist die Psychologie kollektiver Angst. Menschen kaufen nicht primär rational, sondern emotional. In Krisenzeiten verstärkt sich dieses Muster deutlich.

2020 war geprägt von einer überbordenden, real erlebten Todesangst. Ein unsichtbarer Erreger, unklare Informationslagen und permanente mediale Präsenz erzeugten ein Gefühl unmittelbarer Bedrohung. In solchen Momenten greifen tief verankerte psychologische Mechanismen: Rückzug, Vorratshaltung und der Wunsch nach Kontrolle.

Im Handel zeigte sich das sofort. Supermärkte wurden wochenlang leergekauft. Die Nachfrage nach Lebensmitteln, Grundbedarfsprodukten und emotional entlastenden Konsumgütern stieg rapide. Produkte, die kurzfristig Energie, Antrieb oder Trost versprechen – darunter Zucker- und koffeinhaltige Getränke – profitierten besonders. Für Marken wie Coca-Cola war dies eine Phase außergewöhnlicher Wachstumschancen.

Doch Coca-Cola entschied anders.

Coca-Cola reduzierte 2020 seine globalen Werbeausgaben um 35%. 
Und verpasste so eine der größten Umsatzsprünge, die möglich gewesen wären. 

2020 war das erste Jahr der Corona Pandemie. Eine Zeit, die bis heute nachwirkt. Denn sie setzte massenpsychologische Mechanismen in Gang vor denen die wenigsten gefeit sind. Für Milliarden-Konzerne eine Zeit in der sie Marktanteile in der Regel ausbauen. 

Die Fehlentscheidung: Marketingrückzug im Moment maximaler Nachfrage.

James Quincey, CEO von Coca-Cola, bewertete die Situation 2020 als Anlass, Werbung massiv herunterzufahren. Er wurde darin sogar von Marketingprofessor Byron Sharp bestärkt, der pandemiebezogene Werbekampagnen anderer Unternehmen als „arrogant“ und wirkungslos bezeichnete.

Die Relevanz emotionaler Stabilität wurde übersehen.

In Krisenzeiten suchen Konsumenten Marken, die Sicherheit, Verlässlichkeit und Kontinuität vermitteln. Sichtbarkeit erzeugt Vertrauen. Und Vertrauen erzeugt Umsatz. Dass ein globaler Konzern in einem Moment existenzieller Unsicherheit eine Phase der Unsichtbarkeit wählte, war daher ein fundamentaler Denkfehler.

Die Konkurrenz erkannte dies. Pepsi kürzte sein Marketingbudget nicht und verzeichnete im selben Zeitraum einen Gewinnzuwachs von vier Prozent. Und während Coca-Cola sich zurückzog, nutzten andere Player die entstandene Lücke. Shopify etwa positionierte sich binnen Monaten als führende Plattform im europäischen E-Commerce – ein Beispiel dafür, wie sich wirtschaftliche Machtverhältnisse in Krisen verschieben können.

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Die entscheidende Frage: Warum trafen so viele Unternehmen dieselbe Fehlentscheidung?

Viele Entscheidungsträger verließen sich 2020 auf Berater und interne Einschätzungen, die wesentliche Marktmechanismen falsch interpretierten. Die Annahme, Konsumenten würden in Krisen grundsätzlich weniger konsumieren, erwies sich als falsch. Tatsächlich steigt Kaufbereitschaft in bestimmten Segmenten massiv an, insbesondere in jenen, die emotionalen Halt, funktionalen Nutzen oder biografische Verankerung bieten.

Kurz: Menschen kaufen, um Angst zu regulieren. Und sie kaufen bevorzugt Marken, die ihnen vertraut sind.

Das gilt für globale Konzerne ebenso wie für kleine und mittelständische Unternehmen. Die wirtschaftlichen Schäden der Pandemie waren daher weniger das Ergebnis eines mangelnden Marktes, sondern einer Fehleinschätzung der psychologischen Realität.

Corona - Der Ausnahmezustand

Was Führungskräfte und Unternehmerinnen heute daraus lernen können.

Für Unternehmen jeder Größe gilt: Die Auseinandersetzung mit der psychologischen Struktur der eigenen Zielgruppe ist nicht optional, sondern strategisch unverzichtbar. Gerade in Krisenphasen verstärken sich drei grundlegende Mechanismen:

  1. Rückzug erhöht Markenbindung
    Unsicherheit erzeugt ein Bedürfnis nach Stabilität. Vertraute Marken dringen tiefer in das Kaufverhalten ein als in stabilen Zeiten.

  2. Emotion schlägt Ästhetik
    Nicht Design, nicht Trends, nicht „schöne“ Websites entscheiden. Sondern emotionale Resonanz.

  3. Sichtbarkeit ist Krisenwährung
    Unternehmen, die präsent bleiben, gewinnen Marktanteile. Unternehmen, die verschwinden, verlieren sie überproportional.

Wer diese Mechanik versteht, positioniert sich nicht nur in stabilen Zeiten souverän, sondern gewinnt gerade in Phasen kollektiver Verunsicherung. Jede Krise erzeugt Gewinner. Ob man zu ihnen gehört, entscheidet nicht die Größe des Budgets, sondern die Qualität der Entscheidungen.

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"Die Pandemie war somit – entgegen vieler Annahmen – keine Phase der Konsumzurückhaltung, sondern eine Phase intensiver wirtschaftlicher Aktivität."

Nina Bednarz (M.A.) - EP-Businessconsult

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Fazit: Krisen sind selten ein Marktproblem. Sie sind fast immer ein Entscheidungsproblem.

Coca-Colas Rückzug im Jahr 2020 zeigt exemplarisch, wie selbst globale Marktführer die psychologische Makroebene übersehen können. Die Pandemie hat eindrucksvoll vor Augen geführt, dass Angst einer der stärksten ökonomischen Treiber ist. Wer versteht, wie Menschen in solchen Momenten entscheiden, sichert sich langfristige Wettbewerbsvorteile.

Für Führungskräfte bedeutet das: In Krisen heißt die zentrale Aufgabe nicht Kostenreduktion, sondern Orientierung. Und Orientierung entsteht durch Verlässlichkeit, Kommunikation und Sichtbarkeit.

ÜBER DIE AUTORIN

Nina Bednarz (M.A.) Sociologist | Businessconsultant | Digital Expert

Nina Bednarz (M.A) | Sociologist | Businessconsultant | Digital Expert

Nina Bednarz ist studierte Kommunikationswissenschaftlerin und Soziologin. 2014 gründete sie ihr erstes E-Commerce-Unternehmen über Social Media und entwickelte ihre Marke zu einem sechsstelligen Unternehmen im DACH-Raum. Heute unterstützt sie Unternehmen dabei, digitale Marketingstrategien zu optimieren, Verkaufspsychologie gezielt einzusetzen und interne Strukturen effizient zu gestalten. Sie schreibt gerne. Und deswegen gibt es diesen Blog. 

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